Jedes Bild hat eine Geschichte. Eine große Geschichte oder auch nur eine kleine.
Ich habe damit begonnen einige davon aufzuschreiben.
"Heim"
Acryl auf Dekostoff auf Keilrahmen, 30 x 30 cm, ca. 2011, signiert a. d. Rückseite, aus der Serie "Gemalte Worte":
Ich genieße Sprache und Worte - und ihren Klang. So mag es nicht verwundern, daß es seit ungefähr 2010 eine eigene Werkgruppe dazu gibt.
Das Konzept hinter den ersten, noch streng gehaltenen "Gemalten Worten" war, daß ein Wort - aus ästhetischen und strukturellen Gründen - nicht mehr als 4 Buchstaben haben und mir natürlich etwas bedeuten sollte.
So entstanden einzelne gemalte Worte, wie das nebenstehende "HEIM". (Darüber hinaus gibt es Tryptichen, die drei Gemalte Worte im "Dreiklang" vereinen.)
Genau genommen geht das Wort HEIM auf ein noch viel älteres Wort-Werk zurück, das ich 1990 als Trompe-l'oeil-Malerei auf die Wand der Ausstellung "Salute" in München malte: "Glückliche Heimkehr". Die Ausstellung in der Kulturwerkstatt in der Lothringer Straße war Daniel Spoerri gewidmet und vereinte Werke seiner Kollegen, Freunde und ehemaligen Studenten. Die zwei Worte spielten damals auf Daniel Spoerris schicksalhafte "Heimatlosigkeit" an. Gleichzeitig sprach ich sie gerne wie eine Zauberformel aus, wenn ich mein Zuhause, meine "Schutzhülle", verließ und mir so ein heiles Wieder-Nachhausekommen erbat und visualisierte.
Die Bedeutung von HEIM - auf einen Dekostoff gemalt - steht wohl für sich. Wir haben ein Heim und hoffen es zu erhalten oder haben es eben nicht (mehr) und sehnen uns danach. Manchmal bis zu unserem Lebensende.
"monobloc"
"monobloc", 50 x 60 cm, Acryl auf bespanntem Keilrahmen, 2013,
signiert a. d. Rückseite
Erst kürzlich erfuhr ich seinen Namen - daher bekommt das Bild nun einen Titel: "monobloc" - und gleich eine Geschichte dazu.
Der Filmemacher Hauke Wendler hat dem "häßlichen Plastikstuhl", der in diversen Versionen weltweit verbreitet ist, einen ausführlichen Dokumentarfilm gewidmet (2021), auf dessen Vorschau ich ganz zufällig stieß. Der Monobloc* ist komplett recyclebar und oft der einzige Stuhl, den Menschen sich leisten können. Er wird sogar zu Rollstühlen umgebaut! Seither sehe ich den Monobloc mit anderen Augen.
Ich selbst fand den Stuhl als Motiv für eine Acrylmalerei (50 x 60 cm) ebenfalls interessant - im gleichen Jahr übrigens als auch die Arbeiten zu der Doku begannen: 2013. Mich interessierte er damals jedoch ausschließlich wegen der Spannung, die aus "dem hässlichen Stuhl" und einer ästhetischen Interpretation dazu entstehen könnte. Ich weiß noch, daß ich beim Malen ein verschmitztes Gefühl von Freude und Verwunderung empfand. Später (2016) überzog ich die gesamte Komposition noch mit Punkten und nutzte auf diese Weise eine handwerklich-bildnerische Sprache (Dotpainting) der australischen Aborigines.
Auch unter ihnen gibt es viele, die den Monobloc als erschwingliches Sitzmöbel zu schätzen wissen...
Dieses Bild gehört keiner festen Werkgruppe an.
*Der Monobloc wird in einem Stück gegossen, daher sein Name.
Rötliche Blumen in blauer Vase
Acryl auf bespanntem Keilrahmen, 60 x 60 x 2 cm, ca. 2013, aus der Serie "Blumen", signiert a. d. Rückseite
Wenn ich Blumen male, dann starte ich in der Regel ganz abstrakt mit einfachen Formen und lasse mich dann vom Bild-Prozeß selbst und meinem inneren "Blumenformenschatz" (der mir als "alter Gärtnerin" ja quasi in Fleisch und Blut übergegangen ist) weiterleiten. Ich male meine Blumenbilder also fast nie nach der Natur direkt, allerdings male ich Blumen nur im Frühjahr, wenn alles wieder anfängt zu grünen und zu blühen. Wahrscheinlich bin ich dann innerlich wieder "frisch aufgefüllt"! :-)
Manche Betrachter sehen darin Pfingstrosen... oder sind es Chrysanthemen? Mir sind die ersteren lieber.
Und dann auch wieder: es gibt sooo viele Blumen auf dieser Welt...! Die Blumen in meinem Bild gibt es bestimmt - irgendwo!
Fließbild "Loslassen 1"
Acryl auf bespanntem Keilrahmen; 120 x 150 cm; 2020; signiert a. d. Rückseite, aus der Serie "Stille Malerei"
Die Malmethode, in der meine Fließbilder entstehen, ist eine Mischung aus Schütten, Tropfen-Lassen und Malen. Es sind viele Lasuren, d. h. sehr dünne Farbschichten, nötig bis die gewünschten, noch immer transparenten Verdichtungen entstehen und das Bild in Resonanz mit mir kommt.
Der Beginn dieser Serie liegt in 2006. Auf einer der großen Pinnwände in meiner Malschule hatte eine Schülerin beim ungeübten Malen mit sehr flüssiger Farbe mehrere senkrechte Tropfenspuren hinterlassen, die bis nach unten gelaufen waren. Die bunten Linien gefielen mir und ich wurde neugierig auf ihre Wirkung in der Verdichtung auf der Fläche. So wurde aus einem Versehen und einer normalerweise unbedeutenden Beobachtung eine Absicht und eine - für mich - neue Technik wurde geboren. Wobei mir kompositorisch immer die Einhaltung des senkrechten Verlaufs und die dadurch entstehende Ruhe wichtig war. Nach langer Zeit kamen in 2020 zwei neue, große Werke dazu und plötzlich war klar, daß diese zwei großen Bilder - gerade durch das Fließen-Lassen von oben nach unten - den Titel "Loslassen" ganz organisch in sich tragen.
Und erst jetzt bezeichne ich sie als das, was sie immer schon waren: Fließbilder. Diese Serie gehört zur Gruppe meiner "Stillen Malerei".
"Im Rosengarten"
Collage und Mischtechnik auf Karton; 24 x 24 cm; 2014; signniert auf der Vorderseite, aus der Serien "Blumen"
Der Karton, auf dem dieses kleine Werk entstand, diente mir - auf beiden Seiten - eine Weile als "Ausprobier-Karton" für meine Acryl- und Lackmalstifte - und für Notizen. Im Laufe der Zeit wurde er immer bunter und dichter und es begann mir zu gefallen, was der Zufall darauf hinterlassen hatte. So wie eben auch zufällig in der Natur alles scheinbar durcheinander - und doch einer inneren Ordnung gehorchend wächst. In dieser Zeit kaufte ich einige Bögen von sogenannten "Glanzbildchen", wie wir sie als Mädchen gerne für Poesiealben nutzten. Da ich seit meinen jungen Jahren immer wieder gerne auf das künstlerische Mittel der Collage zugreife, sammle ich alles, was mir an "Aufklebbarem" in die Hände fällt und mir reizvoll erscheint. So eben auch die Glanzbildchen. Vielleicht weil ich sie in meiner Kindheit sehr liebte und wie Schätze hütete. Über Kitsch haben wir damals ja noch nicht nachgedacht und heute erfreut das bewußte Spiel damit meine jung gebliebene Kinderseele.
In dem nebenstehenden, kleinen "Im Rosengarten" fügte ich jene Glanzbildchen vielleicht sogar zum ersten Mal in ein Bild ein. Auf jeden Fall gefällt mir noch immer die Lockerheit dieser spontanen All-over-Komposition. - Ja, ja, ich liebe All-overs! Vielleicht wegen der inneren Verwandtschaft zu einer lebendigen, naturgemäß wachsenden, bienenfreundlichen Flora? Man beachte auf jeden Fall die vielen Rosen und natürlich die Turteltäubchen!
"Aufsteigende"
Die Geschichte zu diesem Bild habe ich auch fotografisch festgehalten.
Sehr spannend anzuschauen!
Außerdem gibt's zu dem malerischen Prozeß dieses Bildes nun auch ein neues Unterrichtsangebot...
"A wie AMORE"
Filz- und Lackmalstifte auf Papier, ca. 50 x 34 cm, 2012, signiert a.d. Rückseite, aus der Serie "Gemalte Worte". (Privatbesitz - als Kunstdruck erhältlich.)
Ein Gemalte-Worte-Bild, vermischt mit ornamentalen Elementen. Es hat einen Hintergrund, den ich schon lange einmal mitteilen wollte.
"A wie AMORE" war meine spontane - wenn auch vielleicht etwas naive - Antwort, nachdem ich die Kult-Comic-Verfilmung "V wie VENDETTA" von 2006 im Fernsehen gesehen hatte. Ganz im Filmgeschehen versunken konnte ich die anarchistisch-zerstörende Haltung des Protagonisten nachvollziehen, der ein Orwell'sches Terrorregime bekämpfte und schließlich zu Fall brachte. Kraft dafür gaben ihm auch seine sehr persönlichen Rachegefühle, deshalb "Vendetta" - ital. für "(Blut-)RACHE".
Übrigens:
In Comic und Film spielt auch eine MASKE - die Guy Fawkes-Maske - eine Rolle. Sie wurde zu einer Ikone der Pop-Kultur und zum Symbol von Widerstandsbewegungen auf der ganzen Welt. (Siehe...)
Trotzdem, mich störte der Kult um den "Vendetta"- Geist, der durch Comic und Film verbreitet wurde. Ich halte ihn zwar - in einigen Fällen - für nachvollziehbar, finde aber, wir können intensiv und erfolgreich daran arbeiten ihn zu überwinden.
Ich glaube an etwas NEUES, ich bin eher bei Jesus als beim Alten Testament.
So entstand "A wie AMORE".
"Februar"
"Februar", 2015, 80 x 70 cm, Acryl und Mischtechnik auf bespanntem Keilrahmen, signiert a. d. Rückseite, aus der Serie "Rhythmische Malerei"
Dieses Bild habe ich im Laufe des Februar 2015 gemalt. Während des sehr intuitiven, rein auf Formen und Farben konzentrierten, abstrakten Malprozesses sah ich darin zunehmend den fortgeschrittenen Winter, in dem das Keimen und Wachsen im Verborgenen schon stattfindet:
Ich entdeckte den Februar.
Der helle, bläuliche Untergrund war bereits früher entstanden und wartete seit Längerem auf weitere Einfälle. Diesen Untergrund wollte ich soweit wie möglich erhalten. Sehr vorsichtig und in vielen Stunden des Nur-Schauens begann ich, Bewegungen, Rhythmen, Farben und Collage-Elemente hinzuzufügen. Korrekturen waren kaum möglich. Jedes Element erspürte seinen Platz und jeder Platz forderte sein Element. Es gab keinen Plan und kein Vorzeichnen. Es ist noch immer eines meiner Lieblingsbilder aus den letzten Jahren.
"Mein Garten"
Acryl, Lackmal- und Filzstifte auf bespanntem Keilrahmen, 40 x 50 cm, entstanden ab 2009, signiert a. d. Rückseite, aus der Serie "Rhythmische Malerei"
Zwischen 2008 und 2018 sind sehr viele Bilder dieser Art entstanden. Sie sind meine "Ornamental Journey".
Diese Werkgruppe, auch "Rhythmische Malerei" genannt, bedeutet mir viel. Sie verbindet meine Anlage zu Bewegung, Spiel und Philosophie. In den letzten Jahren wurde ich hauptsächlich mit dieser Serie in Verbindung gebracht.
Der Urimpuls zu Kompositionen, die den Bildrahmen bewußt zu sprengen trachten, indem sie, quasi in einem "abstrakten Fensterbild", nur einen Ausschnitt eines viel größeren Gefüges sichtbar machen, sind ein Thema, das mich seit meinem Kunststudiums beschäftigt. Dem grenzenlosen "Nirgends ist nichts" einen geordneten Ausdruck verleihen...
Auch wie alles mit allem verbunden ist, wie das Kleine im Größeren enthalten und dieses dann im nochmals Größeren aufgeht, will darin sichtbar werden. So sehe ich die Bilder selbst als kleine Verbundenheiten, die im Netzwerk des Lebens dem Betrachter entgegentanzen...
Mehr dazu habe ich hier aufgeschrieben.
Zu diesem Bild hier habe ich ein besonderes Verhältnis. Es fühlt sich an wie mein Garten im Frühjahr.
Blumenbild in grau-gelb
Acryl auf bespanntem Keilrahmen; 2018; 40 x 40 cm, signiert a. d. Rückseite; aus der Serie "Blumen" (verkauft)
Blumenbilder entstehen bei mir bevorzugt im Frühjahr, wenn alles zu wachsen, zu grünen und blühen beginnt und ich - nach Möglichkeit - auch viel Zeit im Garten verbringe.
Auslöser für die Serie der Blumenbilder, die es seit 2013 gibt, war der Auftrag für ein großes Blumenbild für eine logopädische Praxis. "Ja gerne, warum nicht!" - Also begann ich erstmal zu "üben" indem ich ca. 20 Blumenbilder malte - und mit dem Thema in allen möglichen Stilen experimentierte. (Daß ein Blumen-Trypichon in dem Jahr dann sogar einen Kunstpreis der Stadt Starnberg gewann, war ein überraschender Nebeneffekt.)
Seither kehre ich immer wieder gerne zu dem Blumen-Thema zurück, wobei mir ganz und gar nicht der Sinn nach botanischem Realismus steht. Das überlasse ich gerne anderen. Mich interessiert die Komposition von Formen und Farben im "Blumenartigen" an sich - und die Dynamik des Wachsens und Werdens.
2018 machte es mich neugierig, wie Blumen mit grauen Farbtönen zusammenpassen könnten. Auslöser dazu waren die Arbeiten einer Kollegin, die wesentlich unbunter unterwegs ist als ich.
Schönes, kleines Bild!
Susanne Hauenstein
Bildende Künstlerin, Dozentin für Malerei
Bergfeiler Weg 4, 82346 Andechs/Erling
Telefon 0049 - (0)8152 - 3287
Alle Bilder und Fotos: VG Bild-Kunst, Bonn
Alle Texte: Susanne Hauenstein oder angegebene Autoren
Gerne lade ich Sie zu meiner nächsten Ausstellung ein.
Bitte schicken Sie mir eine eMail, dann nehme ich Sie in meinen Verteiler auf.
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